Operative Autonomie
Das Seminar „Operative Autonomie“ möchte einen Lern-, Diskussions- und Austauschraum schaffen, in dem Denkpfade, Praktiken und Metaphern verfolgt werden, die dazu führen, die selbstständige Handlungsfähigkeit als kollektive und individuelle Tat operativ zu machen.
In einem ersten Schritt behandelt der siebenmonatige Kurs „Operative Autonomie: Theorien der operativen Geschlossenheit“, wobei jene theoretischen Grundsätze, die zur Theorie der Selbstorganisation beigetragen haben, erklärt und für die aktuelle Debatte fruchtbar gemacht werden.
„Operative Geschlossenheit“ heißt im Rahmen der Kybernetik zweiter Ordnung die Vorgehensweise jedes selbstorganisierenden Systems. Im Zuge der Theorien der operativen Geschlossenheit etablierte sich Selbstorganisation als Modell einer Erkenntnistheorie für die kognitive Biologie, Kommunikationstheorie, Ethik, nicht-binäre Dialektik und rekursives Kalkül.
Obwohl in diesem Kurs eine besondere Aufmerksamkeit auf den Grundprinzipien der konstruktivistischen Ansätze liegt, wird der Inhalt sich nicht auf eine historische Revision des Konstruktivismus beschränken, sondern darauf abzielen, die im Zuge der Theorien der Selbstorganisation neuen Modi für eine selbstständige individuelle und kollektive Handlungsweise im Zeitalter der Komplexität zu erforschen.
Das Grundprinzip der Selbstorganisation beschreibt jenen Mechanismus, dem zufolge die innere Ordnungsentstehung von Systemen nicht von äußeren Ursachen aufgezwungen ist, sondern von den Systemkomponenten selbst bewirkt wird. Die Prozesse der Selbstorganisation bei sozialen Systemen und in den Naturwissenschaften antworten auf eine bestimmte Organisationsstruktur, deren theoretische Grundlage dieser Kurs vermittelt. Er möchte die Grundlagen operativer Geschlossenheit darlegen und ihre Relevanz für die Wende zum Wissenschaftsparadigma des 21. Jahrhunderts erläutern.
Der Inhalt des Kurses ist in sieben Blöcke gegliedert, welche 1) die historische Kontextualisierung operativ geschlossener Theorien, 2) die Darlegung grundlegender Merkmale operativer Geschlossenheit und 3) die Darlegung der wichtigsten Vertreter der Theorien operativer Geschlossenheit beinhalten.
Jeder Block besteht aus Sitzungen an zwei Tagen, in denen das entsprechende Thema präsentiert und diskutiert wird.
Zu jedem Block ist die Einladung eines Gastes vorgesehen, mit dem eine Diskussionsrunde zu erwarten ist.
Vorkenntnisse sind für die Anmeldung nicht erforderlich.
Über die Ethik der Unterscheidungen Dieser Block widmet sich der Epistemologie Gregory Batesons, der eine operative Ethik anhand der operativ geschlossenen Theorien entwarf. Ethik wurde in seiner nicht-binären und mehrwertigen Deutung als Wertsysteme bezeichnet. Solche sind nicht einer Gesetzesordnung unterworfen, sondern sie werden durch Beobachtung geschaffen. Aus diesem Axiom ergibt sich eine Ethik der Verantwortung.
Eine Einführung in die Landschaft der operativen Geschlossenheit: Begriffserklärung Dieser Block dreht sich um eine Begriffserklärung dessen, was operative Geschlossenheit heißt. Einer allgemeinen Begriffserklärung folgt eine Erläuterung wichtiger Fachbegriffe, die das Paradigma der autonomen Organisationssysteme festgelegt haben, beispielsweise zirkuläre Kausalität, Umwelt/System-Differenz, thermodynamische Offenheit, Systemgrenzen, Beobachtung, Selbstreferenzialität und andere. In der zweiten Sitzung geht es um
Ein historischer Abriss der Entwicklung und der Theorien der operativen Geschlossenheit Dieser Block dreht sich um eine Begriffserklärung dessen, was operative Geschlossenheit heißt. Einer allgemeinen Begriffserklärung folgt eine Erläuterung wichtiger Fachbegriffe, die das Paradigma der autonomen Organisationssysteme festgelegt haben, beispielsweise zirkuläre Kausalität, Umwelt/System-Differenz, thermodynamische Offenheit, Systemgrenzen, Beobachtung, Selbstreferenzialität und andere. In der zweiten Sitzung geht
Grundlagen und Grundprinzipien der Selbstorganisation Dieser Block widmet sich den operativen Theorien des Kybernetikers Heinz von Foerster (1911- 2022). Ihm sind die allgemeine Definition der „Selbstorganisation“ und der formale Ausdruck jener auf sich selbst bezogenen Organisationsstruktur zu verdanken. Darunter ist die Entstehung neuer Elemente, Muster und Ordnungen als Resultat der eigenen Dynamik des Systems zu verstehen.
Operative Geschlossenheit als epistemologischer Begriff Dieser Block widmet sich den operativen Theorien des Kybernetikers Heinz von Foerster (1911- 2022). Ihm sind die allgemeine Definition der „Selbstorganisation“ und der formale Ausdruck jener auf sich selbst bezogenen Organisationsstruktur zu verdanken. Darunter ist die Entstehung neuer Elemente, Muster und Ordnungen als Resultat der eigenen Dynamik des Systems zu
Autopoiesis und Selbstschaffung des Lebens Dieser Block widmet sich der Übertragung operativer Theorien auf die Biologie, im weiteren Sinne auf die lebenden Systeme. Die Neurobiologen Humberto Maturana und Francisco Varela brachten das Studium der Lebewesen zu einem Paradigmenwechsel, wobei das lebende System als eine autopoietische und autonome Einheit beschrieben wird. In der zweiten Sitzung werden
Bios und Kognition Dieser Block widmet sich der Übertragung operativer Theorien auf die Biologie, im weiteren Sinne auf die lebenden Systeme. Die Neurobiologen Humberto Maturana und Francisco Varela brachten das Studium der Lebewesen zu einem Paradigmenwechsel, wobei das lebende System als eine autopoietische und autonome Einheit beschrieben wird. In der zweiten Sitzung werden die Folge
Nicht-zweiwertige Logik Dieser Block widmet sich der Darlegung der mehrwertigen Logik Gotthard Günthers. Anhand dieses Autors werden wir sehen, wie die Operativität der Autonomie eine nicht-binäre Logik erfordert. Günther hatte im Zuge seiner nicht-aristotelischen Logik eher einen dialektischen Grundriss erstellt, wobei das paradoxale ausgeschlossene Dritte, nämlich dieser Wert, der zugleich falsch und wahr ist,operativ wirkt
Zeit und Mehrwertigkeit Dieser Block widmet sich der Darlegung der mehrwertigen Logik Gotthard Günthers. Anhand dieses Autors werden wir sehen, wie die Operativität der Autonomie eine nicht-binäre Logik erfordert. Günther hatte im Zuge seiner nicht-aristotelischen Logik eher einen dialektischen Grundriss erstellt, wobei das paradoxale ausgeschlossene Dritte, nämlich dieser Wert, der zugleich falsch und wahr ist,operativ
Kalkül der Form Dieser Block geht auf die Grundlage operativer Rekursivität bei der Anwendung logischer Kalküle anhand von Spencer Brown ein. Bei Browns Kalkül finden rekursive und zirkuläre Aussagen eine Validität. Paradoxe und tautologische Sätze werden in einem Kalkül der selbstoperativen Unterscheidungen eingeführt. Die zweite Sitzung stellt die Folge seines Kalküls der Form für die
Unterscheidung der Unterscheidung Dieser Block geht auf die Grundlage operativer Rekursivität bei der Anwendung logischer Kalküle anhand von Spencer Brown ein. Bei Browns Kalkül finden rekursive und zirkuläre Aussagen eine Validität. Paradoxe und tautologische Sätze werden in einem Kalkül der selbstoperativen Unterscheidungen eingeführt. Die zweite Sitzung stellt die Folge seines Kalküls der Form für die
Kommunikation als operatives Handeln Dieser Block widmet sich den Grundprinzipien der operativen Geschlossenheit bei der Anwendung und Konstruktion sozialer Systeme. Laut Niklas Luhmann, ein Soziologe und Begründer eines kybernetischen Modells sozialer Systeme, sind soziale Systeme durch Kommunikation selbst-rekursive Operationen, die sich selbst aufrechterhalten und deren Evolution eine selbst-rekursive Autopoiesis zugrunde liegt.
Autonomie sozialer Systeme Dieser Block widmet sich den Grundprinzipien der operativen Geschlossenheit bei der Anwendung und Konstruktion sozialer Systeme. Laut Niklas Luhmann, ein Soziologe und Begründer eines kybernetischen Modells sozialer Systeme, sind soziale Systeme durch Kommunikation selbst-rekursive Operationen, die sich selbst aufrechterhalten und deren Evolution eine selbst-rekursive Autopoiesis zugrunde liegt.
Ethik als Wertsystem Dieser Block widmet sich der Epistemologie Gregory Batesons, der eine operative Ethik anhand der operativ geschlossenen Theorien entwarf. Ethik wurde in seiner nicht-binären und mehrwertigen Deutung als Wertsysteme bezeichnet. Solche sind nicht einer Gesetzesordnung unterworfen, sondern sie werden durch Beobachtung geschaffen. Aus diesem Axiom ergibt sich eine Ethik der Verantwortung.